11. Juli 2012
Polen
Schlagwörter zu Polen
„Nichts verkauft sich, ohne gute Werbung.“ Das ist wahr, aber es gibt ein paar Ausnahmen. Was wäre Dir vor der Fußball-Europameisterschaft 2012 zu Polen ein gefallen? Kaltes Wetter, Diebe, Rassismus und andere „nicht so schöne“ Schlagwörter – vor allem, wenn Du die BBC-Reportage „Euro 2012 – Stadium of Hate“ gesehen hättest. Die Filmemacher haben uns ein ungutes Gefühl gemacht und uns in gewisser Weise sogar vor der polnischen Fanbewegung gewarnt.
Es ist wahr: Wir haben einige Idioten, die rassistische Dinge tun. Aber ich bin sicher, dass sie das ohne größeren ideologischen Hintergrund machen. Sie kämpfen, weil sie kämpfen wollen – nichts weiter. Es gibt einen Kern, der es ernst meint und der Rest ahmt deren Verhalten nur nach.
Es gab vor der EM eine große Diskussion über diese Dokumentation, in der die BBC nicht die andere Seite gefragt und ein einseitiges Bild geliefert hat. Denn immerhin ist die BBC hochgeachtet. Überall wurden sie zitiert… Und wie sieht das Bild nach dem Turnier aus? Die Polen sind sehr gastfreundlich! Und es gibt hier nicht mehr Rassismus als anderswo in Europa.
Aber das ist nicht alles: Ich habe selbst in Poznan, Warsaw, Gdansk, Wroclaw und anderen polnischen Städten gesehen, wie geschätzt Ausländer waren.
Die BBC hat einen Fehler gemacht. Ich habe immer gedacht, dass die BBC der weltweit objektivste Sender wäre. Das war einmal. Warum versuchen sie ein Bild zu erzeugen, das niedrigste Instinkte anspricht, wie man es sonst nur von Boulevardzeitungen kennt? Mit so schlechter Werbung ist es schwer für eine gute Sache zu werben.
Doch dann kam die EM und die Organisation war sehr gut. Es gab tatsächlich praktisch nichts zu beklagen. Die Schlagwörter zu Polen ändern sich: Gastfreundschaft statt Rassismus. Den Sport feiern statt kämpfen. Die BBC hat nicht recht behalten.
Gastautor
Łukasz Naczas ist Spezialist für Online-Öffentlichkeitsarbeit mit einem Abschluss in Politikwissenschaft. Er ist Regisseur, Fernsehproduzent und Vorsitzender des Tourismusausschusses der Stadt Gniezno.